2. Newsletter: Bedrückendes und Erhebendes

„Wenn (all) das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe“ (Lk 21,28). Es ist ein Privileg für Christen, dass es die Situation nicht gibt, in der sie ihr Zutrauen auf Gott wegwerfen müssten. Gerade in solchen Zeiten wird sich zeigen, wer das Gnadengeschenk einer „Hoffnung gegen alle Hoffnung“ (Röm 4,18) ausgepackt hat.

Liebe Weide-Freunde,

eine Woche voller starker Eindrücke liegt hinter mir. In der Weide waren diesmal auch die  Morgengebetszeiten sehr gut besucht. Dabei lasen wir meist das Tagesevangelium. In der letzten Woche des Kirchenjahres ist es voll von apokalyptischer Anspielungen auf Katastrophen und Untergang.

All das ist nicht ohne Aktualität. Wir bewegen uns in Zeiten einer unabsehbaren Finanzkrise, in denen wir nicht wissen, was noch alles auf uns und unsere Kinder zukommen wird. Soeben lese ich, dass die ökologische Krisen zunehmen und der politische Wille zu Änderungen schwach wie nie ist. Und im nahen Osten passieren politisch Dinge, die noch vor kurzem unvorstellbar waren. „Arabischer Frühling“ nennt man sie, aber die Entwicklungen sind auch voller Gewalt. So wird es zunehmend denkbar, dass auch bei uns in absehbarer Zeit kein Stein auf dem anderen bleibt. Die Ängste angesichts solch beunruhigender Zeiten werden von den apokalyptischen Evangeliumstexten aufgegriffen und durch ein hoffnungsvolles Licht aufgehellt: „Wenn (all) das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe“ (Lk 21,28). Es ist ein Privileg für Christen, dass es die Situation nicht gibt, in der sie ihr Zutrauen auf Gott wegwerfen müssten. Gerade in solchen Zeiten wird sich zeigen, wer das Gnadengeschenk einer „Hoffnung gegen alle Hoffnung“ (Röm 4,18) ausgepackt hat. Hier muss ich an den apokalyptischen Film „Melancholia“ von Lars von Trier denken, der zur Zeit in den Kinos läuft: wo der Besitzer des Ansitzes, ein stets souverän erscheinender Forscher und Macher, sich als erster das Leben nimmt, als er feststellt, dass mit unserem Planeten „nichts mehr zu machen“ ist. Und andere, denen man nicht viel zugetraut hat, werden die Initiative ergreifen. Als Christen haben wir entscheidende Voraussetzungen dafür. Wir leben mit großen Verheißungen, die wir noch kaum richtig wahrgenommen haben, mit Gnadengeschenken, die wir noch kaum ausgepackt haben: Schon so viel haben wir von Gottes Liebe spüren dürfen, und doch haben wir erst anfanghaft erfasst, „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“ (1 Kor 2,9).

Ein zweiter massiver Eindruck war die Biennale in Venedig, die ich mit Hanna dieses Wochenende besucht hatte. Der Wochenendurlaub in Venedig war ein völlig ungeplantes, ganz wunderbares Gnadengeschenk unseres Gottes, von dem wir ein eigenes Zeugnis geben könnten. Aber die Biennale, das Großereignis internationaler Gegenwartskunst war auf harte Weise ernüchternd. Hanna und ich sind für moderne Kunst offen und konnten uns schon für Manches darin begeistern. Aber was wir da vorfanden, war zum größten Teil bedrückend perspektivlos. Dabei war das Leitthema ein ausgesprochen lichtvolles: „Illuminaziones“. Wenn Gegenwartskunst ein Seismograph für das ist, was in der Welt noch verborgen am Wirken und am Kommen ist, dann könnte einem das Frösteln kommen. Gott, Glaube, Liebe, Licht, eine Botschaft des Guten und der Hoffnung: Von alldem gibt es in der hier präsentierten Gegenwartskunst kaum mehr eine Spur, nicht einmal mehr im blasphemischen Protest. Es scheint so, als wäre nicht nur Gott sondern auch dieses Thema für die Meisten so tot, dass er nicht einmal mehr als Anlass zum künstlerischen Protest taugt. Und was bleibt, ist eine eintönige Leere, mit einem Aufflackern rund um wiederkehrende Themen wie Technik, Tod, Gewalt, Sex ... Eigentlich hätten uns diese beiden Kunst-Tage depressiv machen müssen, aber es kam anders. Hanna begann davon zu träumen, wie aus der Erfahrung von Gottes Gegenwart eine andere Art von Kunst neu entstehen könnte, und auch bei mir regen sich ähnliche Visionen im Zusammenhang mit der „Weide“ ...
Damit zu den wöchentlichen Lehrabenden: Wir sind mitten in so etwas wie einer „Lehrserie“ zum Thema „Unterscheidung der Geister“. Jetzt wären die Erfahrungen des Ignatius von Loyola dran. Aber ich zögere und habe mich auch mit einigen Weide-Besuchern beraten. Mir scheint, wir dürfen die Weide-Lehrabende nicht thematisch verplanen. „Nur einer ist euer Lehrer, Christus“ (Mt 23,10). Und so sollten wir aus dem Gebet heraus erspüren, was der Herr uns im Heiligen Geist schon gezeigt hat und noch zeigen will. So wollen wir das Thema heute Abend offen lassen. Vielleicht geht es weiter mit der Unterscheidung der Geister. Vielleicht aber auch zu den Themen, die ich in diesem Newsletter angestoßen habe. Zum Beispiel, was die Weide mit Kunst zu tun haben könnte. Es soll nicht nur Lehre, sondern auch Gespräch werden, und genug Zeit, um das Gehörte und Gesprochene im Gebet zu verankern. ... Auf jeden Fall: Nehmt bitte die Bibeln mit!
Willibald

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Kommentare: 4
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