3. Newsletter: Wie Schafe, die keinen Hirten haben

Es ist eine beglückende Erfahrung, die uns im Weide-Gebet hält: Wir haben einen Hirten. Aber es gibt noch viel zu viele, die keine Ruhe und keinen Trost haben. Auch ihnen gilt das Mitleid Jesu. Damit er die vielen Bedürftigen erreichen kann, braucht er uns. Und so begegnen wird dem bedürftigen Jesus ...

Liebe Weide-Freunde,

manchmal erfahren wir, dass uns ein biblischer Text mitten ins Herz trifft.

„Denn lebendig ist das Wort Gottes, kraftvoll und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens“ (Hebr 4,12).

So ging es schon Zeitgenossen Jesu, wenn sie seine Worte hörten:

„Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der (göttliche) Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten“ (Mk 1,22).

Und so ging einigen von uns in der heutigen Morgen-Weide, als wir die heutige Tageslesung hörten:


„Jesus zog durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und Leiden.
Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.
Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.
Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen.
Er gebot ihnen:
Geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.
Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe.
Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.
(Mt 9,35 - 10,1.6-8, Tageslesung für Samstag der 1. Adventwoche)


Da ist die Rede von vielen Menschen, die müde und erschöpft sind wie Schafe, die keinen Hirten haben. Dies trifft in einem hohen Maß auf die meisten von uns in der heutigen Leistungs- und Evaluationsgesellschaft zu. Von den Kindern bis zu den Pensionisten haben fast alle einen übervollen Terminkalender und laufen gestresst durch die Gegend. Vieles, was uns antreibt und die Zeit für wirklich Wesentliches wegnimmt, ist heiße Luft. Haben wir das Geplante erledigt, ist dennoch niemand recht zufrieden und niemandem wirklich geholfen. Viele Menschen laufen, müssen laufen, ohne wirklich zu wissen, wofür und wohin. 
In diese epochale Not hinein trifft Gottes Wort: „Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ In der Weide erfahren wir täglich dieses Mitleid Jesu. Er lädt uns ein, dass wir zu ihm kommen und unsere Lasten vor ihm ablegen. Wir dürfen einfach ausruhen vor ihm, und so geht es uns wie im Lied: „Vor dir kommt mein Herz zur Ruhe, vor dir atmet meine Seele auf“. Die Wirkung: Wir wollen bei ihm bleiben. Schon länger haben wir bei der Abendweide keinen richtigen Abschluss mehr, weil Menschen einfach bei Ihm bleiben wollen. Manche bleiben die ganze Nacht.

So geht es uns gut beim Herrn auf der Weide. Wir haben einen Hirten. Aber es gibt noch viel zu viele, die keine Ruhe und keinen Trost haben. Auch ihnen gilt das Mitleid Jesu. Jesus will, dass den Vielen, die unsere Städte und Länder bevölkern, geholfen wird. Und dieses Mitleid zerreisst ihn innerlich. Die Evangelien sprechen von Jesu Mitleid immer mit dem Wort splagchnizomai: das bedeutet, dass Jesus in den Eingeweiden bewegt wird. Und meistens ist davon die Rede, dass Jesus angesichts von vielen Menschen in Not von Mitleid zerrissen wird. Von daher müssen wir Jesu Aufruf verstehen: „Bittet den Herrn der Ernte...“ Es ist ein notvoller Ruf Jesu. Denn er will, dass den vielen geholfen wird. Und ohne uns geht das nicht. ... Von daher ergibt sich dann die Aussendung der Jünger, mit großen Aufträgen und Verheißungen: Evangelium verkünden, alle Kranke heilen, Tote erwecken, Dämonen austreiben. Und diese Aufforderung und zugleich Verheißung erging nicht nur an die Apostel, auch nicht nur an heutige Priester, sondern an alle Christen ...
Mit dieser Botschaft hat Jesus heute morgen unsere Herzen bewegt. Und das könnte heißen, dass diese Aufträge und Verheißungen jetzt eine besonder Aktualität für uns haben. Deshalb wollen wir dieser Spur weiter nachgehen. Am kommenden Lehrabend, Montag 5. Dezember, 20 Uhr im Pfarrheim, werden wir uns weiter damit befassen.
Herzlich,
Euer Willibald

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Kommentare: 1
  • #1

    Petra Firefly (Dienstag, 25 Juli 2017 21:30)

    Hallo Willibald.
    6 Jahre spaeter... Ich in Belfast, betend. Der Herr leitet mich zu dieser Seite, der Text ist genau, was wir jetzt brauchen. Ganz viel Segen von mir hier.