4. Newsletter: Wir sind gesandt in Gottes Vollmacht

Jesus hat seinen Jüngern und Nachfolgenden - und das heißt auch: uns - Vollmacht gegeben. Warum erfahren wir davon so wenig? Ein Grund dafür liegt in einem Missverständnis: Dass Jesus uns Vollmacht gibt, heißt nicht, dass Gottes Vollmacht dorthin geht, wo wir sind, sondern dass wir dorthin gehen, wo Gottes Vollmacht ist. Darum wird es - unter anderem - in diesem Newsletter und am Weide-Lehrabend am kommenden Montag (12. Dezember) gehen ...

Liebe Weide-Freunde,
zunächst zu den aktuellen Terminen:
  • morgen, Samstag, 10. Dezember, lädt Klara ab 20h zu einer Extra-Weide in den Lorettoräumen, Maria-Theresienstraße 42a ein. Besonderes Gebetsanliegen: „In Gottes Liebe und Gegenwart möchten wir für die Jugendlichen den Hirten erbitten“.
  • kommenden Montag, 12. Dezember, 20h Weide-Lehrabend im Pfarrsaal St. Nikolaus. Thema: Sendung in Vollmacht (siehe dazu unten im Newsletter).
  • Und eine Vorschau: Samstag 24. Dezember, Heiligabend, gibt es eine Weihnachtsweide zwischen 19.30 und 22 Uhr. Umrahmt wird sie durch zwei Veranstaltungen. Vorher: Um 17 Uhr Weihnachtsfeier bei den Obdachlosen im Alexihaus, mit einer Eucharistiefeier, die von Pfarrer Andreas Tausch gehalten wird. Nachher: Um 23 Uhr Mette in der Mariahilfkirche.
  • Nach Weihnachten ist die erste Weide am Montag, 26. Dezember (Stephanitag) wie üblich ab 20 Uhr.

Wie im vorigen Newsletter angekündigt, ging es am letzten Weide-Lehrabend um Jesu Mitleid mit den müden und erschöpften Menschen, die wie Schafe ohne Hirten sind (Mt 9,36). Jesus dürstet danach, den gehetzten und gestressten Menschen von heute Ruhe zu verschaffen (Mt 11,28). Dazu braucht er Helfer. Und so fordert er seine Jünger auf, den Herrn der Ernte um Arbeiter zu bitten. Und dann sendet er die zwölf Apostel aus, damit sie die selben Werke tun wie er (Mt 10,1):

„Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!“ 

Diese vier Aufgaben wirken steil und spektakulär. Ist das überhaupt ein Auftrag, der uns einfache Christen betrifft? Gilt der Auftrag nicht ausschließlich den Aposteln? Tatsächlich heißt es bei allen drei Synoptikern, dass Jesus den Zwölfen die Vollmacht gab, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen (Mt 10,1; vgl. Mk 3,14f; Lk 9,1). Aber bei Lukas gibt es eine zweite Aussendungsrede, wo er sechsmal so viele, also 72 andere Jünger beauftragt. Auch von ihnen heißt es, dass Jesus ihnen Vollmacht gegeben hat:

„Seht, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die ganze Macht des Feindes zu überwinden. Nichts wird euch schaden können“ (Lk 10,19).

Jesus beginnt mit einem sehr eingeschränkten Auftrag: Zwölf Apostel sollen nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israels gehen (Mt 10,6). Aber bald wird der Plan ausgeweitet. Auf zweiundsiebzig weitere Jünger und – nach Jesu Tod und Auferstehung – auf eine Sendung nicht mehr bloß zu Israel, sondern zu allen Völkern (Mt 28,19), wie es dann vor allem durch Paulus ausgeführt wird, obwohl er nicht bei den Elf dabei war, denen Jesus den weltweiten Sendungsauftrag gegeben hat. Jesus folgte einem Heilsplan, wonach zuerst die Kinder Israels und durch sie dann alle Menschen der Welt erlöst werden sollten. Wo die zuerst Berufenen versagen oder überfordert sind, beruft Jesus weitere Menschen nach, damit sie einspringen. Auf diese Weise gelten seine Sendungsworte allen Christen, auch uns.

Aber was sollen wir mit diesem steilen Auftrag anfangen: „Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus“ (Mt 10,1)? Mein Deutungsvorschlag: Mit seinem Sendungsauftrag eröffnet Jesus einen Weg. Wenn wir ihn weit genug gehen, dann werden wir auf jede der vier Ereignisse stoßen. Aber das ist zunächst noch nicht im Blick. Es geht darum, diesen Weg der Sendungsnachfolge überhaupt einzuschlagen. Worin besteht er? Schauen wir uns dazu den näheren Zusammenhang dieses Aussendungstextes an:

„Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel. Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Wanderstab; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Unterhalt.“ (Mt 10,7-10,10)

Jesus verlangt hier von seinen Jüngern, dass sie in völliger Abhängigkeit von Gott bleiben. Sie dürfen weder Geld verlangen noch Geld mitnehmen. So bleiben sie ganz abhängig davon, dass der himmlische Vater ihnen das tägliche Brot gibt (vgl. die vierte Vaterunserbitte). Wer sich ganz auf Gottes Wege einlässt, braucht sich um seine Bedürfnisse nicht zu sorgen. „Denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Unterhalt“ (Mk 10,10). Das ist kein Anspruch, den wir gegenüber unseren Mitmenschen einfordern müssten. Es ist ein verheißenes „göttliches Recht“ für Gottes Arbeiter (vgl. Mt 9,37f).

Was haben diese materiellen Angelegenheiten mit der Frage zu tun, worin der Weg der Nachfolge besteht? Sehr viel. Wer sich nämlich ganz auf Gott einlässt und bereit ist, jeden Schritt mit ihm zu gehen, dem erwächst die Möglichkeit, nicht nur mit eigener Kraft, sondern mit Gottes Vollmacht zu gehen und zu wirken. Und um diese Vollmacht geht es. Die vier von Jesus genannten Aufträge – Kranke heilen, Tote auferwecken, Aussätzige rein machen, Dämonen austreiben – haben eines gemeinsam: Sie können von Menschen unmöglich mit eigenen Mitteln vollbracht werden. Es gibt viele andere Taten, die wir auch irgendwie mit eigenen Kräften vollbringen können, zum Beispiel den ersten und wichtigsten Auftrag, der den vier spektakulären Aktionen vorausgeht: „Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe“. Das kann man aus eigener Kraft versuchen oder mit Gottes Vollmacht. Der Unterschied zwischen beidem wird von den Evangelien scharf herausgestrichen:

„Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der (göttliche) Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.“ (Mk 1,22)

Dieser Unterschied betrifft auch die Lehre in Christi Nachfolge. Eine vollmächtige Verkündigung erkennt man daran, dass sie Menschen dazu führt, sich zu bekehren (oder sich nicht zu bekehren, dann werden sie an solcher Verkündigung ziemlichen Anstoß nehmen). Eine nicht vollmächtige Verkündigung kann Menschen allenfalls beeindrucken. 

Gemäß der Apostelgeschichte geschieht vollmächtige Verkündigung im Heiligen Geist. Nach der Predigt des vom Heiligen Geist erfüllten Petrus heißt es:

„An diesem Tag wurden (ihrer Gemeinschaft) etwa dreitausend Menschen hinzugefügt.“

Eine Predigt – dreitausend Bekehrte. Jemand hat einmal boshaft bemerkt, dass wir es gewöhnlich umgekehrt kennen: dreitausend Predigten – ein Bekehrter. Das ist gewiss ungerecht, weil wir das Wirken des Heiligen Geistes nicht äußerlich messen können. Aber es ist etwas Wahres dran: Wir sind  dazu berufen, mit der Kraft Gottes zu wirken. Darum geht es in der Aussendungsrede bei Matthäus. „Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen.“ (Mt 10,1) Diese Vollmacht ist göttliche Vollmacht, und deshalb kann sie auch dort, wo Jesus sie seinen Jüngern und Nachfolgern gibt, nicht in ihre eigenmächtige Verfügung übergeben. Markus sagt das in aller Deutlichkeit:

„Und er [Jesus] setzte zwölf ein, die er bei sich haben und die er dann aussenden wollte, damit sie predigten 15 und mit seiner Vollmacht Dämonen austrieben.“ (Mk 3,14-15)

„Mit seiner Vollmacht“, das heißt mit der Vollmacht Jesu, die die Vollmacht seines himmlischen Vaters ist. Der himmlische Vater hat Jesus Seine Vollmacht gegeben. Und gerade deshalb heißt es:

„Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht“ (Joh 5,19). 

Nicht anders ist es, wenn Jesus uns als seinen Jüngern und Nachfolgern Vollmacht gibt: Das heißt nicht, dass sie uns gehört, sodass Gottes Vollmacht dorthin geht, wo wir sind, sondern dass wir dorthin gehen, wo Gottes Vollmacht ist. Das ist mit Aussendung gemeint. Deshalb die Aufforderung, nichts zu verlangen und nichts mitzunehmen: Weil es darum geht, dass wir als seine ausgesandten Nachfolger in allem komplett von Ihm abhängen. Nur so und nicht anders haben wir Zugang zur Vollmacht Gottes: jener Vollmacht, mit der man das Evangelium so verkündet, dass Menschen zur Bekehrung geführt werden; und jener Vollmacht, mit denen auch die vier „spektakulären“ Taten nicht ausgeschlossen sind: „Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus.“

Wenn diese restlose Hingabe der Kern des Wegs der Sendungsnachfolge ist, dann ergibt sich etwas Erstaunliches für die Weide: nämlich, dass das scheinbar so undynamische Ausruhen vor dem Angesicht Gottes, mit der ständig wiederholten und vertieften Bitte „alles in deine Hände“ ein Königsweg sein könnte zu jener Vollmacht der Aussendung... 

An diesem Punkt werden wir am kommenden Lehrabend weitermachen. Wir werden versuchen, besser zu verstehen, was die Evangelien mit Vollmacht (griechisch: exousia) bezeichnen, und wie sie bei uns freigesetzt werden kann; – nicht nur durch direkte Ermächtigung, sondern auch durch eine schleichende Auflösung jener Mächte und Gewalten, die die Vollmacht, die Gott uns geben will, binden.

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Kommentare: 9
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