Einführung

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Jesus-Atmen und liebendes Körpergebet: Damit möchte ich ein Beten und Segnen beschreiben, das in den vergangenen Jahren im Innsbrucker Gebetshaus „Die Weide“ gewachsen ist. Zuallererst ist es ein „Jesus-Beten“, das im Rhythmus des Atmens nicht nur bestimmte Gebetszeiten, sondern mehr und mehr das ganze Leben durchformen kann. So nähert es sich einem „Beten ohne Unterlass“ (1 Thess 5,17). Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht dabei nicht der Verlauf des eigenen Atmens, sondern JESUS. Und zwar nicht nur als Name oder „Mantra“, sondern die konkrete Person Jesus von Nazaret, dessen göttliche Liebe ich im Lesen der Evangelien kennen lerne. Im atmenden Jesus-Gebet nehme ich diese Liebe tief in mich auf. Dadurch können sich Blockaden in mir lösen, sodass Seine Liebe mich immer mehr durchströmt und durchformt. Und zwar nicht nur meinen Geist, sondern mein ganzes Sein in Leib und Seele. Beides ist in meinem Atmen eng miteinander verbunden. Und in dieses Atmen lege ich meine Sehnsucht nach Jesus: „Komm, Herr Jesus! Maranatha“ (Offb 22,20, 1 Kor 16,22)

So verwandelt Seine Liebe nach und nach unser Lieben. Und das verändert unseren Umgang miteinander. Geschaffen als Gottes Ebenbilder (Gen 1,26f) sind wir dazu berufen, Gott in unseren Mitmenschen zu finden und für sie zu vergegenwärtigen. Und zwar nicht erst, wenn wir zu ihnen reden oder zu handeln beginnen, sondern bereits durch unser bloßes Dasein: Indem wir für Gott durchscheinend werden und uns von Seiner Liebe durchströmen lassen, sind wir ein Segen füreinander.

Als Glieder eines heiligen, priesterlichen Volkes (1 Petr 2,9) sind wir alle (nicht nur Priester und mit außerordentlichen Charismen Begabte) dazu berufen, füreinander zu beten und einander zu segnen, auch durch die Auflegung der Hände. Jesus hat gesagt:

„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20)

Das hat auch eine körperliche Dimension. Wo Menschen gelernt haben, sich von Gottes Liebe durchströmen zu lassen und sich so in einer achtsamen Berührung – etwa mit einer Hand auf der Schulter des anderen – miteinander zu verbinden, können sie Jesus voneinander empfangen. So hängen Jesus-Atmen und liebendes Körpergebet eng miteinander zusammen. Weil ich mich im Jesus-Atmen von Seiner Liebe durchströmen lasse und weil Atmen körperlich ist, ist das Jesus-Atmen bereits für sich ein liebendes Körpergebet. Von daher können wir in eine liebende Grundhaltung hinein wachsen, die von Achtsamkeit geprägt ist und im körperlichen Kontakt mit Mitmenschen eine starke Mitte von Nähe und Abstand, Bezogenheit und sein-lassendem Selbststand findet. Wenn wir in mitmenschlicher Berührung diese starke Mitte finden – im Empfangen wie auch im Gebenkönnen –, so ist das ein starkes Zeichen dafür, dass es Gottes Liebe ist, die uns durchströmt.